Hartmut Geisler
Wir fallen niemals tiefer als in Gottes gütige Hände ...
Ein geordnetes Gebetsleben ist Nahrung für die Seele und mindestens so wichtig wie das tägliche Brot für den Leib

Wer die Zeit "hat", dem empfehle ich anhand eines Stundenbuches seinen Tag zu strukturieren und mindestens Laudes, Vesper und Komplet für sich zu beten - und wenn er die Gelegenheit dazu hat, das Stundengebet in einer Gemeinschaft zu absolvieren, sollte er sie ergreifen.

Alternativ zum Kleinen Stundenbuch: das kleine Brevier des heiligen Franziskus von Assisi.

Auch sehr schön ist "Magnificat - Das Stundenbuch". Es enthält jeweil ein Morgen- und Abendgebet sowie die Eucharistiefeier des jeweiligen Tages. Weiterhin kurze Betrachtungen und Impulse für eine Stille Zeit.

Sehr empfehlenswert: "Te Deum - Das Stundengebet im Alltag". Ähnlich strukturiert wie das "Magnificat", aber mit klarer benediktinischer Ausrichtung. Herausgegeben unter anderem von der Benediktinerabtei Maria Laach.

Ansonsten gilt: So viel Freiheit wie möglich - aber keine Bindungslosigkeit (wer nur betet, wenn er Lust und Laune dazu hat, wird irgendwann erschreckt feststellen, daß er das Beten verlernt hat...) Ja, weil die Liebe zu Gott ebenso gepflegt sein will wie die Liebe zu einem geliebten Menschen, ist ein kultiviertes Gebetsleben unabdingbar.

Mitglieder eines Drittordens erhalten meist durch die Gemeinschaft, der sie angehören, ein für sie geeignetes, empfohlenes Offizium.

Evangelischerseits gibt es das "Biblische Brevier" von Erich Hentzsch oder das von Evangelischen Michaelsbruderschaft herausgegebene "Evangelisches Tagzeitenbuch".

Ein besonderer Leckerbissen für Evangelische: "Du bist mir täglich nahe - Rummelsberger Brevier"; derzeit mein Favorit!

„Du bist mir täglich nahe“

Rummelsberger Brevier am 1. Advent 2008 im Gottesdienst und Empfang vorgestellt

"Das Kirchenjahr hilft uns, im Ablauf der Zeit die Heilszeit zu erkennen“, meint Diakon Siegfried Parche. Es beginnt am 1. Advent und endet am Ewigkeitssonntag. Diesem Ablauf folgt auch das Brevier der Rummelsberger Brüderschaft, das in seiner überarbeiteten Fassung im Gottesdienst mit anschließendem Empfang im Gemeindehaus vorgestellt wurde.

Mit Brevier war ursprünglich ein Gebetbuch katholischer Geistlicher gemeint, das Stundengebete enthielt. Schon Wilhelm Löhe wünschte sich ein solches Brevier für die Evangelisch-lutherische Kirche, berichtete Professor Manfred Seitz (Erlangen). Mit einem solchen Buch, so Löhe, „wäre ein großer Mangel behoben“ und ein „Segensquell“ erschlossen. Das Brevier der Rummelsberger Brüderschaft will zeigen, wie Gott uns auf dem Weg durch die Zeit begleitet. Der Titel der drei Bände lautet deshalb, „Du bist mir täglich nahe“.

Wie vielfältig das Brevier ist, konnten auch die Besucher des Festgottesdienstes am 1. Advent in der Philippuskirche erfahren. Wie ein roter Faden zogen sich durch den Gottesdienst Psalmen – ganz wie im Brevier. Es sind Lieder, die zu den ältesten biblischen Texten zählen, wie Pfarrerin Gabriele Gerndt erläuterte. „Schon vor Jahrtausenden haben Menschen in den Psalmen ihr Leben vor Gott ausgebreitet - in guten wie in schlechten Tagen“, sagte die Theologin.

Gebete und Bibeltexte finden sich neben Liedern und Worten zum Weiterdenken im Brevier, und zwar für den Morgen, Mittag und Abend. „Unsere Lebenszeit soll ein Ziel haben, nicht einfach ablaufen“, erklärte Oberkirchenrat und Regionalbischof i.R. Gotthart Preiser. Mit dem Kirchenjahr kann sie zum Kreislauf werden, „der uns immer wieder auffängt“ ergänzte Diakon Parche.

Bis das neue Brevier druckreif war, gab es allerdings eine „Heidenarbeit“ zu bewältigen, berichtete Brüdersenior Michael Herrmann beim Empfang im Gemeindezentrum. Der größte Dank für das gemeinsam Geleistete ist in seinen Augen, „wenn unser Brevier über die Gemeinschaften hinaus überall dort gelesen und genutzt wird, wo Menschen sich im Namen unseres Gottes zusammenfinden, ob allein für sich oder in Gruppen“.

 
Glauben und Leben verbinden
Ein herzliches Danke sagte Herrmann allen, die an der Überarbeitung mitgewirkt haben, besonders auch an das Team des Gütersloher Verlagshauses. Ein Danke, das Klaus Altepost als Verlagsleiter gerne erwiderte. Als „freier und unabhängiger Partner der Kirchen“ gehe es dem Verlag darum, seine religiöse, ja fromme Tradition von 1835 bis heute weiterzuführen.

In der Überzeugung der Rummelsberger, dass sich der Glaube im Alltag bewähren muss, „sind wir Verlagsleute Ihnen zutiefst verbunden“, unterstrich Altepost. Eine Haltung, die er auch im Innersten des Breviers wiederfinde. „Deshalb bin ich stolz, bei der Herausgabe Ihr Verlagspartner gewesen zu sein.“

Einen kleinen Einblick ins „Projekt Neuauflage“ gab Diakon Thomas Bielefeldt, Assistent des Brüderseniors. Welche Leistung es war, den ambitionierten Zeitplan einzuhalten, zeigen einige Zahlen, die der Diakon vorstellte. Das Brevier enthält mehr als 1.300 biblische Texte, 2.800 Gebete und 420 Worte zum Weiterdenken. Stolze 2,3 Millionen Zeichen mussten durchgesehen und ergänzt, redigiert und Korrektur gelesen werden. Gut 7,2 Kilo brachte das Manuskript auf die Waage.

Während die Struktur des alten Breviers die gleiche blieb, wurde für Gebet und Segen eine Sprache gewählt, die stärker einlädt, berichtete Bielefeldt. Außerdem wurde die Rechtschreibung den  neuen Regeln angepasst. Ein ruhiger Seitenaufbau sollte die Übersichtlichkeit der Bände verbessern. Ein Danke sagte auch Diakon Bielefeldt allen, die „in vielen Stunden dazu beigetragen haben, dass das Rummelsberger Brevier in gewohnter Qualität unser Leben bereichert“.
Klaus Leder

DU BIST MIR TÄGLICH NAHE,
Rummelsberger Brevier,
Hg. Michael Herrmann und Helmut Millauer im Auftrag der Rummelsberger Brüderschaft. Insgesamt 1.968 Seiten in 3 Bänden,
Softcover im Schuber. 49,80 Euro,
ISBN 978-3-579-05900-6.
Bestellung auch unter Tel. 09128 50-2391.

[Mit Genehmigungvon der Website der Rummelsberger Brüderschaft übernommen]

Kleines katholisches Gebetbuch

ein evangelisches Gebetbuch folgt in Kürze

HARTMUT GEISLER
www.hartmut-geisler.de