Hartmut Geisler
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  • Abendmahl oder Messopfer?
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"Dogmatik ist als theologische Disziplin die wissenschaftliche Selbstprüfung der christlichen Kirche hinsichtlich des Inhalts der ihr eigentümlichen Rede von Gott."
Karl Barth § 1 Die Aufgabe der Dogmatik. In KD Band I,1 (§§ 1-12).

Ich werde vielfach auf Karl Barth (* 10. Mai 1886 in Basel; † 10. Dezember 1968 ebenda) zurückgreifen, weil er seine Dogmatik eben auch in Auseinandersetzung mit den beiden grundlegenden Häresien der Neuzeit - den Katholizismus und pietistisch-rationalistischen Modernismus - entworfen hat.

Wir stehen vor dem Faktum der Häresie. Konkret: wir stehen vor dem Faktum des römischen Katholizismus in der Gestalt, die er sich im 16. Jahrhundert im Kampf gegen die Reformation gegeben hat. Und wir stehen innerhalb der organisatorischen Einheiten der evangelischen Kirchen selbst vor dem Faktum des in der mittelalterlichen Mystik und in der humanistischen Renaissance wurzelnden pietistisch-rationalistischen Modernismus. Das Faktum der modernen „Offenbarungsleugnung" usw. ist völlig uninteressant neben diesem Doppelfaktum. Denn hier, in seinem Gegensatz zum römischen Katholizismus und zum protestantischen Modernismus, steht der evangelische Glaube in Konflikt mit sich selber. Beide sind ja nicht irgendwelche irrelevante Heidentümer, wollen es jedenfalls nicht sein, sondern begegnen uns, wenn wir sie so nehmen, wie sie sich geben, als Möglichkeiten des Glaubens, wohlverstanden unseres eigenen Glaubens, als Möglichkeiten innerhalb und nicht außerhalb der Kirche. Und indem wir sie hören, indem wir uns dem formalen Recht ihres Anspruchs nicht entziehen, müssen wir sagen, daß wir den Glauben und die Kirche in diesen beiden Gestalten nicht wiedererkennen, so völlig nicht wiedererkennen, daß die Frage, ob diese Möglichkeiten nicht Möglichkeiten des einfachen Unglaubens seien, die Frage, ob der römisch-katholische und der modernistisch-protestantische Theologe nicht doch nach Matth. 18, 17 als „Heiden und Zöllner" anzusprechen seien, unvermeidlich wird. Aber unsere Begegnung mit den Häresien wäre ja keine wirkliche Begegnung, wir wären jene ja schon wieder losgeworden, wir hörten sie ja schon nicht mehr, wenn wir diese Frage für entschieden halten würden. Stehen sie uns wirklich als Faktum gegenüber und ist diese Frage also noch nicht entschieden, dann kehrt sie sich auch gegen uns selber, dann sind wir hinsichtlich unseres eigenen Verständnisses des Seins der Kirche, hinsichtlich unserer eigenen Erkenntnis Christi zur Bereinigung, zur Rechenschaftsablage, zur Verantwortung aufgefordert. Daß wir evangelische und keine andere Theologie treiben, das können wir freilich so wenig diskutieren und begründen, wie daß wir getauft sind und glauben. Auch in bezug auf uns selbst können wir nur von dem Faktum ausgehen, sofern es eben als Faktum gegeben ist. Wohl aber zwingen uns die Häresien dazu, uns klar zu machen, inwiefern, in welchem Sinne, mit welcher inneren Begründung wir hier und nicht dort stehen und also die Offenbarung nicht katholisch und auch nicht modernistisch sondern evangelisch verstehen.
§ 2 Die Aufgabe der Prolegomena zur Dogmatik. In KD Band I,1 (§§ 1-12).

Alle Zitate von Karl Barth werden übernommen aus:
The Digital Karl Barth Library
über Nationallinzenen.de ist eine kostenlose Lizenz erhältlich

Bild: Karl Barth 1955 übernommen aus Wikipedia

Traktate der Dogmatik

  • Prolegomena: Welches ist der besondere Erkenntnisweg der Dogmatik?
    Prolegomena hat eine Wissenschaft dann nötig, wenn sie ihrer Voraussetzungen nicht mehr recht oder noch nicht wieder sicher ist, wenn man sich erst wieder darüber einig werden muß, was man da eigentlich treiben, mit welchem Recht und mit welchen Mitteln man das, was man will, treiben will, wenn man die Selbstverständlichkeiten, mit denen jede Wissenschaft anfängt, leider nicht mehr - oder eben, hoffnungsvoller ausgedrückt: noch nicht wieder - versteht. Thomas von Aquino hat von den 611 Quaestiones seiner Summa theologica eine einzige der Erörterung der sacra doctrina als solcher gewidmet. Qu. 2 schon springt er mit der Überschrift «De Deo, an Deus sit» in medias res. Ähnlich haben es Melanchthon, Zwingli, Calvin gehalten. Sie waren der Sache so sicher, daß sie es kaum für der Mühe wert halten konnten, dem Begriff und der Methode der Wissenschaft mehr als ein paar Seiten zu widmen. Das wird bald nach der Reformation anders.
    (Karl Barth § 1 Das Wort Gottes als Problem der Dogmatik. In: Unterricht in der christlichen Religion 1 1924 (GA II.17)
  • Theologische Anthropologie: Wer ist der Mensch vor Gott?
  • Gotteslehre: Wer ist der dreieinige Gott?
  • Schöpfungslehre: Wer oder was ist der Ursprung des Lebens?
  • Christologie: Wer ist der Heiland, der Heilsbringer?
  • Gnadenlehre: Wie wird dem Menschen das Heil zugewendet?
  • Ekklesiologie: Was ist die Kirche?
  • Skramentenlehre: Was sind die sakramentalen Heilsgaben?
  • Eschatologie: Was geschieht am Ende des Lebens, am Ende der Zeit?
HARTMUT GEISLER
www.hartmut-geisler.de