ANEIGNUNG UND POLEMIK

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"Keiner der religiös ist gelangt zur Philosophie; er braucht sie nicht. Keiner der wirklich philosophirt ist religiös: er geht ohne Gängelband, gefährlich aber frey."
Schopenhauer

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Aneignung und Polemik
...so lautet der Titel eines Buches aus dem Jahre 1968, das Gesammelte Reden und Aufsätze zur Geschichte der Philosophie von Karl Jaspers enthält.
Er bringt sehr schön zum Ausdruck, um was es mir auf diesen Seiten geht: um die Auseinandersetzung, um den liebenden Kampf mit verschieden Gedankensystemen, Weltanschauungen, Religionen, Philosophien etc. - um die Aneignung dessen, was mir wert erscheint bewahrt zu werden und der Streit mit den Ansichten, von denen ich glaube, dass sie es nicht wert sind.

Viele Jahre meines Lebens habe ich damit zugebracht, den christlichen Glauben zu verteidigen, Ergebnisse der modernen Exegese zu vermitteln, die christliche Kirche zu rechtfertigen... Zu einen mich befriedigenden Standpunkt bin ich dabei nicht gekommen.

Warum nicht? Es hat wohl viel mit meinem Eigensinn (Hermann Hesse) und letztlich mit meinem Ungehorsam gegenüber selbsternannte Autoritäten zu tun. Erst recht gegenüber solchen, die sich anmaßen als Stellvertreter Gottes zu Führern der Menschheit ermächtigt worden zu sein:

"Der Glaubende ist gehorsam, er unterwirft sich, fragt nicht, sondern empfängt das unbegreifliche Heil. Denkend gehorcht er in der Theologie, handelnd gehorcht er den Geboten der Kirche. Das ganze Dasein ist zu unterwerfen. Nichts kann ernst sein, außer der in ihrer Objektivität offenbarten Gottheit, außer ihrem Wort und Gebot. Die Welt ist von ihr zu beherrschen (Theokratie); alle Geltung hat sich aus ihr zu begründen (Theonomie); alle wahre Gegenständlichkeit wird als von Gott kommend in ihm angeschaut (Theomorphie). Der Mensch ist beschlossen im göttlichen Sein, in dem er seinen Platz hat, wenn er gehorsam ist."
(Karl Jaspers, Philosophie I,296)

Einen solchen Platz, eine bleibende Ruhestätte, einen Ruheplatz am Wasser... habe ich nicht gefunden und nicht finden können, weil ich nicht willens zu dem Gehorsam bin, den die meisten Religionen und pseudowissenschaftlichen Weltanschauungen fordern.


So will ich denn fernerhin wieder zu meiner Jugendliebe - der Philosophie - zurückkehren und meine noch verbleibende Kraft in das Projekt der Kritik und Aufklärung stecken und mich für die Installierung echter Philosophie (sprich Metaphysik = transzendentaler Idealismus im Sinne Kants, Schopenhauers und Deussens) einsetzen.

NB: Die Aufklärung ist alles andere als abgeschlossen und apriori auch nicht abschließbar.

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."
(Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? Kant-W Bd. 11, S. 53)

Dass die Unmündigkeit nicht nur - wie Kant meinte - selbstverschuldet sei, sondern auch "strukturell (biologisch, soziologisch, ökologisch, ökonomisch etc.) bedingt ist", wie Michael Schmidt-Salomon in seinem "Manifest Des Evolutionären Humanismus" schreibt, sei hier nur zustimmend erwähnt - es wird noch darauf einzugehen sein.

Und nebenbei sei noch erwähnt:

"Die Aufgabe der Aufklärung wird heute vor allem in der "Förderung der Erziehung zu einem rationalen Problemlösungsverhalten" gesehen und darin "Strategien der Immunisierung [gegen Kritik], der Verdunklung, Vernebelung und Verklärung, also dogmatische Verfahrensweisen, zu durchschauen" (Hans Albert, Traktat über Kritische Vernunft, 14).
(Hans-Joachim Niemann, Lexikon des Kritischen Rationalismus, 28)


Meine andere Jugendliebe war der Buddhismus - und auch den habe ich im Zuge meiner Beschäftigung mit Schopenhauer wieder neu entdeckt - und auch er wird hier zu Worte kommen; denn dieser ist in seiner ursprünglichen Form (obwohl er einen Heilsweg lehrt) meines Erachtens eher eine Philosophie denn eine Religion.


Von der Theologie (diesem Wahn) als wesentlichen Referenzpunkt meines Denkens habe ich mich vollends verabschiedet. Auch der Verkünder des sogenannten Evangeliums ist als Vorbild, an dem ich mich orientieren könnte, schon längst nicht mehr im Kreis der für mich maßgebenden Menschen; denn dieser Jesus hat ja nicht nur positive Seiten, sondern viel zu viele problematische, inhumane - wie man zur ersten Einstimmung hier nachlesen kann: Franz Buggle, Inhumaner Jesus. So ich kann nur mit Feuerbachs Worten sagen:

„... ich habe in der Theologie gelebt, gewohnt, gefühlt, gedacht; ... aber jetzt befriedigt sie [mich] nicht mehr ..., sie gibt mir nicht, was ich fordere, was ich brauche, nicht mein täglich Brot, nicht die notwendigsten Viktualien meines Geistes; ... Palästina ist mir zu eng, ich muß, ich muß in die weite Welt, und diese trägt nur der Philosoph auf seinen Schultern.“
(Ludwig Feuerbach)

Apropos Feuerbach: Im übrigen wird er selbst hier zu würdigen sein als der eigenständige Denker, der er war - und nicht nur als bloßer Vorläufer von Marx und Engels. Oder gar als jemand, den man meint ad acta legen zu können, indem man ihm das Etikett "Vertreter oder Erfinder einer Projektionstheorie" umhängt, wie es eben jener Hans Küng getan hat, an deren Werk übrigens Hans Albert "Das Elend der Theologie" expliziert hat, und dem etliche im wahrsten Sinne des Wortes nachplappern.
Siehe zum Stichwort: Projektionstheorie bei Wikipedia:

Wenn unter dem Stichwort „Projektionstheorie“ Ludwig Feuerbach als repräsentativer Autor genannt wird, so hat diese lexikalische Zuordnung allerdings eine fragwürdige Voraussetzung. Der Begriff „Projektion“ ist nämlich ein Interpretament der Nachgeborenen; Feuerbach selbst hat diesen Begriff in seinen religionsanalytischen Schriften ("Wesen des Christentums", "Wesen der Religion") nicht gebraucht.
Natürlich ist es nicht verboten, eine Theorie mit Begriffen zu beschreiben, die der Autor selbst nicht verwendet hat. Dabei ist aber zweierlei wesentlich zu wissen: nämlich dass es sich so verhält und dass der zur Auslegung verwendete Begriff die vom Autor intendierte Sache trifft.
Die Selbstverständlichkeit, mit der Feuerbachs Analyse der christlichen Dogmatik durch den Begriff „Projektion“ charakterisiert wird, lässt vermuten, dass viele sich dieser doppelten Schwierigkeit nicht bewusst sind.

Wie auch immer: Was Feuerbach mit seinen Vorlesungen über das Wesen der Religion anvisierte, ist bis heute als eine der wesentlichen humanistischen Aufgaben anzusehen, da diese jeweils neu im aktuellen historischen Kontext angegangen werden muß:

Der Zweck meiner Schriften, so auch meiner Vorlesungen ist: die Menschen aus Theologen zu Anthropologen, aus Theophilen zu Philanthropen, aus Candidaten des Jenseits zu Studenten des Diesseits, aus religiösen und politischen Kammerdienern der himmlischen und irdischen Monarchie und Aristokratie zu freien, selbstbewussten Bürgern der Erde zu machen. Mein Zweck ist daher nichts weniger als ein nur negativer, verneinender, sondern ein positiver...
(3. Vorlesung)

Das nämlich können wir aus Feuerbachs Intention für uns lernen:
der Zweck aller Bemühungen eines Humanisten erschöpft sich nicht darin, eine Anti-Position zu vertreten, sondern liegt vor allem darin, eine klare humanistisch geprägte Weltanschauung und politische Position zu vertreten, die sich als konkrete Alternative zum Wahn-Gebilde der Theisten anbietet!

Zu Ludwig Feuerbach verlautet es aus dem Kreis der Gesellschaft für kritische Philosophie (deren Mitglied ich bin):

Von den deutschen Philosophen des 19. Jahrhunderts kommt am ehesten Ludwig Feuerbach den Auffassungen nahe, die in unserer „Gesellschaft für kritische Philosophie“ vertreten werden.
(Aufklärung und Kritik, Sonderheft 3/1999)


Apropos Marx und Engels: Auch die dürfen hier nicht einfach unter den Tisch fallen; denn immerhin waren sie es, die uns gezeigt haben, dass wesentliche Ziele des Humanismus, der Aufklärung, jeglicher emanzipatorischer Bewegungen... bloße Ideologien sind, wenn deren Gedanken sich gegenüber dem gesellschaftlichen Sein als gesellschaftliches Bewußsein verselbständigen und nicht mehr dazu beitragen das gesellschaftliche Sein menschlich zu bilden.

Ja, jede Kritik zielt dahin oder verfehlt sein Ziel, wenn es dieses nicht anvisiert:

alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.
(Karl Marx, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung)

Und dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann ohne dass man das unmenschliche kapitalistische System aufhebt, - indem man z.B den Neoliberalismus ebenso als bürgerliche Ideologie demaskiert wie man den Traum eines "grünen Kapitalismus" als Fieberphantasie einer weiteren bürgerlicher Popanzpartei entlarvt -, auch das dürfte mit dem Instrumentarium, das Marx entwickelt hat, leicht zu zeigen sein...

Mehr zu Marx und Co.


Übrigens bin ich stolz darauf ein vaterlandsloser Geselle, ein Ungläubiger, ein Atheist zu sein!

  • Ein vaterlandsloser Geselle, weil ich mich wie Schopenhauer als einen Weltbüger verstehe.
  • Ein Ungläubiger, weil ich alles auf die Karte der jeweils besseren Einsicht setze.
  • Ein Atheist, weil ich erkannt habe, dass die religiösen rationalen Wahrheiten ("die Wahrheit im Gewande der Lüge" Schopenhauer) in echter Metaphysik dialektisch aufgehoben sind. (Dialektische Aufhebung)

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