ANEIGNUNG UND POLEMIK
 
- Inhaltsverzeichnis -
Buddha - einer der maßgebenden Menschen (Karl Jaspers)
Buddhas Toleranz und die Intoleranz Jesu

Buddha - nach Jaspers einer der maßgebenden Menschen

1974 wohnte ich in Charlottenburg am Klausener Platz und war regelmäßiger Besucher des nahe gelegenen Schloßparks und vor allem der Stadtbibliothek in der Otto-Suhr-Allee, die ich nie verließ ohne schwer beladen zu sein.
Durch Zufall fiel mir damals die einbändige dickleibige Ausgabe der "Philosophie" von Karl Jaspers in die Hände, ich las da und dort einen Abschnitt, musterte das Inhaltsverzeichnis und wußte: das, was und wie es hier geboten wird, ist das, was ich immer schon gesucht habe.
Und von da an las ich alles, was ich von Jaspers erhalten konnte, ließ mich von ihm zur Philosophie hin und in sie einführen. - Er ist der Philosoph, der mich seitdem immer wieder neu zum Denken angeregt hat und allein schon darum bei mir hoch im Kurs steht.

In seinem Wälzer "Die großen Philosophen" befaßt sich Jaspers, der auf dem Weg zu einer Weltphilosophie war, auch mit den "maßgebenden Menschen", mit Sokrates, Buddha, Konfuzius und Jesus.
Er bestreitet nicht, dass es noch andere maßgebende Menschen gegeben hat; aber:

"Die vier maßgebenden Menschen haben eine geschichtliche Wirkung von unvergleichlichem Umfang und Tiefgang gehabt. Andere Menschen hohen Ranges mögen für kleinere Kreise von gleich starker Bedeutung gewesen sein. Aber der Abstand an nachhaltiger und umfassender Wirkung in Jahrtausenden ist so gewaltig, daß das Herausheben jener vier zur Klarheit welthistorischen Bewußtseins gehört."

Desweiteren gehören für Jaspers zur Größe maßgeblicher Menschen, Philosophen: ihre Unersetzlichkeit, Allgemeingültigkeit und Einzigartigkeit, die sich in ihren Werken und/oder Taten zeigt.

Dass der Erwachte kein Philosoph war, keine Philosophie, keine Metaphysik lehrte, sondern als Künder eines Heilsweges auftrat und von daher alle von ihn berichteten Gedanken auf das eine Ziel, nämlich die Befreiung, bezogen sind, das wird von Jaspers ebenso klar gesehen wie die vorhanden Differenzen zwischen der Lehre des Buddhas und der Entwicklung des Buddhismus zur asiatischen Menschheitsreligion. Dass der Buddhismus zur einzigen Weltreligion wurde, "die keine Gewalt kennt, keine Ketzerverfolgungen, keine Inquisition, keine Hexenprozesse, keine Kreuzzüge", wird von ihm ebenso betont wie die ursprüngliche Erkenntnis des Buddha, dass die Befreiung durch Einsicht geschieht ("Das rechte Wissen ist als solches schon Erlösung") und dass durch Meditation versucht wird, die uns gegebene Bewußtseinsform zu überschreiten um zu einer anderen Bewußtseinsstufe zu gelangen als die, die uns im rationalen Denken an Raum und Zeit bindet.

Eben diese Einsicht, dass der Heilsweg des Buddha ein Überschreiten unserer rationalen Bewußtseinsstufe erfordert, veranlaßt Jaspers auch dazu uns zu warnen:

"Keinen Augenblick dürfen wir die Ferne vergessen: Bedingungen der Einsicht bei Buddha sind die Meditationsübungen, die Lebensführung in Weltindifferenz bei Abkehr von Aufgaben in der Welt. Es wäre nicht genug, etwa nach wissenschaftlicher Denkungsart zwecks Beobachtung zu versuchen, wie weit man mit einigen Yogaübungen käme. Es wäre nicht genug, eine Stimmung der Weltindifferenz zu entwickeln und sich der Beschauung zu ergeben. Wer nicht jahrelang die Meditationsübungen in der gehörigen Weise, mit den Glaubensvoraussetzungen und dem Ethos der Lebensführung, selber vollzogen und erfahren hat, wie weit er darin kommt, kann nur das verstehen, was im Gedanken als solchem mitteilbar wird. Wir dürfen nie vergessen, daß bei Buddha und im Buddhismus eine Quelle fließt, die wir für uns nicht haben fließen lassen, und daß hier eine Grenze des Verstehens liegt. Wir müssen den außerordentlichen Abstand des Ernstes sehen und die billigen und schnellen Annäherungen verwehren. Wir müßten aufhören zu sein, was wir sind, um an der Wahrheit Buddhas wesentlichen Anteil zu gewinnen. Der Unterschied ist nicht der von rationalen Positionen, sondern der von Lebensauffassung und Denkungsart selbst."

Wer sich heute anschaut, ein welch platter Buddhismus teilweise gelehrt wird, der kann Jaspers Aussagen nur zustimmen.
Aber es gibt ja auch andere Abendländer, die auf rechter Weise Morgenlandfahrer wurden und uns aus dieser Erfahrung heraus die Lehre des Erwachten erschlossen haben; ich denke da nur mal an Paul Debes...

Vor allem: Es ist ja auch nicht Jaspers letztes Wort, denn das Verstehen-Wollen war ihm doch ein Grundanliegen, so daß er weiter schreibt:

"Aber über der Ferne brauchen wir den Gedanken nicht zu verlieren, daß wir alle Menschen sind. Es handelt sich überall um dieselben Daseinsfragen des Menschen. Hier bei Buddha ist eine große Lösung gefunden und verwirklicht, die zu kennen und nach Kräften zu verstehen uns aufgegeben ist.
[...] Wir dürfen behaupten, daß alles, was in den buddhistischen Texten gesagt wird, sich an das normale Wachbewußtsein wendet und darum für dieses in einem gewissen Grade verständlich sein muß."

Ein wichtiger Aspekt scheint mir angesprochen in dem Absatz, wo Jaspers die Lehre Buddhas von der Leugnung des Selbst erörtert. Er meint sie dahin gehend verstehen zu dürfen, dass der Erwachte nicht das Selbst, das Ich überhaupt leugnet, sondern lediglich zeigen will, dass "alles Denken nicht vordringt bis zum eigentlichen Ich", daß also das, "was nicht das Selbst ist, gedacht [wird] an dem Maßstab eines eigentlichen Selbst." Das werde von Buddha nicht thematisiert, doch bleibe die Frage nach diesem offen und "die Richtung wird gewiesen dorthin, wo das eigentliche Selbst ist."
Inwieweit wir hier Jaspers zustimmen können, bleibt einer eingehenden Analyse vorbehalten.

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Ein wirklicher Kenner der Lehre, NYANATILOKA, schreibt in seiner kleinen systematischen Übersicht der Lehre des Buddha jedenfalls, dass die Anatta-Lehre zur Kernlehre des ganzen Buddhismus gehört und von daher wohl eher nicht so interpretiert werden kann wie wir es bei Jaspers finden.

"Unser sogenanntes individuelles Dasein ist, ebenso wie die gesamte Welt, nichts weiter als ein bloßer Prozeß dieser in den fünf Daseinsgruppen zusammengefaßten, sich unaufhörlich verändernden geistigen und körperlichen Vorgänge. Dieser Prozess war bereits für unermeßliche Zeiten vor dieser unserer augenfälligen Geburt im Gange und wird sich auch nach dem Tode für unermeßliche Zeiten fortsetzen. Die vorhergehenden Texte haben gezeigt, daß diese fünf Daseinsgruppen weder einzeln noch in ihrer Gesamtheit eine wirkliche, in sich bestehende Ich-Einheit bilden und daß auch außerhalb dieser Gruppen keinerlei Ichheit oder Wesenheit als deren Besitzer zu finden ist. Der Glaube an eine wirkliche und beharrende Ichheit, Persönlichkeit oder an eine "ewige Seele" muß daher angesichts der ausnahmslosen Veränderlichkeit und Bedingtheit alles Geschehens als eine bloße Illusion gelten.

Gerade wie das, was wir als ,Wagen' bezeichnen, unabhängig von Achsen, Rädern, Deichsel usw. kein Dasein hat; oder wie ,Haus' bloß ein konventioneller Ausdruck ist für Baumaterialien, die auf eine gewisse Weise zusammengefügt einen Raum ergeben, aber das Haus unabhängig von diesen Dingen nicht da ist: genau so ist das, was wir in konventioneller Weise als ,Wesen, bezeichnen, als Individuum, Person, Ich usw. in Wirklichkeit (paramatthena) bloß ein beständig wechselnder Prozeß geistiger und körperlicher Phänomene und hat an sich keinerlei Existenz.

Dies ist die berühmte Anatta- oder Nicht-ich-Lehre des Buddha, d. i. die Lehre von der Unpersönlichkeit und Substanzlosigkeit alles Geschehens. Es ist dies die Kernlehre des ganzen Buddhismus, die für das wahre Verständnis und damit auch für die Verwirklichung der Buddha-Lehre unerläßlich ist. Die Anatt-Lehre ist das notwendige Ergebnis der in der Lehre von den Daseinsgruppen (khandha) vollzogenen gründlichen Analyse der Wirklichkeit, die mit den hier gegebenen Texten nur angedeutet werden konnte. Die Anatta-Lehre schließt nicht nur den Gedanken des ,Ich', Sondern auch den des ,Mein' aus; d. h. sie besagt, daß die Daseinsgruppen weder ein Selbst bilden, noch einem außerhalb ihrer vorgestellten Selbst angehören (anattaniya) ."
(Nyanatiloka, Das Wort des Buddha)

Zu anatta schreibt er in seinem Wörterbuch:  

"anatta - Nicht-Selbst oder Nicht-Ich oder Unpersönlichkeit, Selbstlosigkeit.

Die Tatsache, dass allen Dingen jegliche dauerhafte Essenz oder Substanz fehlt, die man eigentlich als "Selbst" bezeichnen könnte.

Diese Lehre von anatta oder der Unpersönlichkeit besagt, daß es weder innerhalb noch außerhalb der körperlichen und geistigen Daseinserscheinungen irgend etwas gibt, das man im höchsten Sinne als eine für sich bestehende unabhängige Ich-Wesenheit oder Persönlichkeit bezeichnen könnte.

Es ist dies die Kernlehre des ganzen Buddhismus, ohne deren Verständnis eine wirkliche Kenntnis des Buddhismus schlechterdings unmöglich ist, die einzige wirklich spezifisch buddhistische Lehre, mit der das ganze buddhistische Lehrgebäude steht und fällt. Alle anderen buddhistischen Lehren mögen mehr oder weniger auch in anderen Philosophien und Religionen anzutreffen sein, die Anatta-Lehre aber wurde in ihrer vollen Klarheit nur vom Buddha gewiesen, weshalb auch der Buddha als der anatta-vadi, der Verkünder der Unpersönlichkeit, bezeichnet wird.

Wer die Unpersönlichkeit des ganzen Daseins nicht durchschaut hat und nicht erkennt, daß es in Wirklichkeit nur diesen beständig sich verzehrenden Prozess des Entstehens und Vergehens geistiger und körperlicher Daseinsphänomene gibt, aber keine Ich-Wesenheit in oder hinter diesen Daseinserscheinungen, der ist außerstande, die vier Edlen Wahrheiten (siehe sacca) im richtigen Lichte zu erfassen. Er wird glauben, daß es eine Ichheit, eine Persönlichkeit sei, die das Leiden erfahre; eine Persönlichkeit, die böses oder gutes siehe Karma verübe und gemäß ihres Karma wiedergeboren werde; eine Persönlichkeit, die ins Nirwana (siehe nibbana) eingehe; eine Persönlichkeit, die auf dem Achtfachen Pfade (siehe magga) wandle. Daher heißt es im Vis. XVI:

»Das Leiden gibt es, doch kein Leidender ist da. 
Die Taten gibt es, doch kein Täter findet sich. 
Erlösung gibt es, doch nicht den erlösten Mann.
Den Pfad gibt es, doch keinen Wandrer sieht man da.«  

»Wer da über die Bedingte Entstehung (siehe paticcasamuppada) der Dinge im Unklaren ist und die Entstehung der karmischen Willenshandlungen (sankhara: Karmaformationen) aus der Unwissenheit (avijja) usw. nicht begreift, der denkt, daß es ein 'Ich' sei, das da erkenne oder nicht erkenne, das handle und handeln lasse, das bei der Wiedergeburt zur Entstehung komme . . . daß es das mit den Fähigkeiten ausgestattete Ich sei, das den Bewußtseinseindruck habe (phassa), fühle (vedana, begehre (tanha), anhafte (upadana), fortdauere und wieder in einem anderen Dasein zum Entstehen komme« (Vis. XVII)."
(Nyanatiloka, Buddhistisches Wörterbuch)

Auch Hans Wolfgang Schumann, schreibt im Kapitel "Die Wiedergeburt ohne Seele", dass Buddha zwar die upanishadische Idee der Wiedergeburt übernommen habe, aber die Seelentheorie nicht anerkannte,

"derzufolge die Seele (atman) den Tod überdauert und, von Körper zu Körper wandernd, sich immer wieder inkarniert. Statt dessen lehrte er genau das Gegenteil. [...] Er führte aus, daß die Fünf Gruppen (khanda), die die empirische Person bilden, der Vergänglichkeit unterliegen und folglich keine von ihnen eine Seele (attan) sein kann. Eine Seele (im Sinne der Upanishaden, die die Wiedergeburten durchwandert) sei nicht aufzufinden, erklärte er. Die Wesen seien seelen-los (anatta) oder, wie er es in späteren Jahren formulierte, leer (sunna).

Die Lehre von der Nicht-Seelenhaftigkeit der empirischen Person setzte den Buddha nicht nur zur Upanishaden-Philosophie in Opposition, sondern zwang ihn auch, die Wiedergeburt ohne Seele zu erklären.
Wer ist das Subjekt der Wiedergeburt (punabbhava), wenn nicht eine Seele? Wer oder was wird wiedergeboren? - Seine Antwort auf diese Frage war ebenso originell wie folgenreich:

Die Frage nach einem Subjekt der Wiedergeburt, so zeigte Gotama auf, ist falsch, denn sie entspringt einem Denken in Begriffen der Substanz. Tatsächlich vollzieht sich die Wiedergeburt ohne transmigrierende Seele. Die Kontinuität der Wiedergeburtenkette wird nicht hergestellt duch ein beharrendes Etwas (das sich durch die Existenzen zieht wie der Seidenfaden durch ein Perlenhalsband), sondern liegt im Konditionismus der Daseinsformen: Jede Wiedergeburt bedingt eine weitere. Obwohl das Beispiel hinkt, läßt sich der Vorgang an Billiardkugeln veranschaulichen. Das Anstoßen einer Kugel genügt, um sie ein Stück rollen und die nächste Kugel in Bewegung setzen zu lassen. Diese gibt den Bewegungsimpuls an die dritte Kugel weiter. Materiell geht nichts von Kugel zu Kugel über, aber jede bedingt durch ihren Anstoß das Rollen der folgenden und gibt dieser eine bestimmte, keineswegs zufällige Richtung.
Wenn eine Kugel zum Stillstand kommt und von ihr keine Impulse mehr ausgehen, reißt die Konditionalkette ab. Von einer Person sagt man in diesem Falle, bei ihr sei Nibbana, Verlöschen, eingetreten.
(Hans Wolfgang Schumann, Buddhismus - Stifter, Schulen, Systeme)

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Buddhas Toleranz und die Intoleranz Jesu

In den Evangelien lesen wir unter anderem:

  • Mk16,16 Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.
  • Joh 3,16 Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
  • Joh 3,36 Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm.

Gegenüber heutiger liberaler Verkündigung, eindeutige Worte gegen alle die, die nicht an Jesus glauben: sie werden verdammt werden, zugrunde gehen, mit Gottes Zorn leben müssen.

Dagegen hörten die Kalamer andere Töne als sie den Buddha befragten, an welchen Lehrer sie sich denn halten sollten, kämen doch etliche, die behaupten, ihre Lehre sei die einzig wahre, die der anderen völlig falsch und wertlos:

»Es kommen da, o Herr, einige Asketen und Brahmanen nach Kesaputta; die lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, den Glauben anderer aber beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Wieder andere Asketen und Brahmanen kommen nach Kesaputta, und auch diese lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, und den Glauben anderer beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Da sind wir denn, o Herr, im Unklaren, sind im Zweifel, wer wohl von diesen Asketen und Brahmanen Wahres, und wer Falsches lehrt.«
Quelle: A.III. 66 Die Rede an die Kalamer

Buddha forderte sie nun nicht zum Glauben an seine eigene Person oder Lehre, sondern zu Kritik und Selbstkritik auf, indem er sagte:

Geht, Kalamer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, [Diesen Ausdruck könnte man auch mit 'Lieblingsideen' wiedergeben.] nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kalamer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann o Kalamer, möget ihr sie aufgeben.
[...] Geht, Kalamer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kalamer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von den Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl', dann, o Kalamer, möget ihr sie euch zu eigen machen.
Quelle: A.III. 66 Die Rede an die Kalamer:

Es zählen also für den Buddha

  • Nicht die Überlieferungen
  • Nicht die Tagesmeinungen
  • Nicht die Autorität heiliger Schriften
  • Nicht bloße Vernunftgründe und logische Schlüsse
  • Nicht Lieblingsideen
  • Nicht der charismatische Eindruck eines Lehrers
  • Nicht die Autorität eines Meisters

Aber auch gegenüber dem eigenen Urteil soll man kritisch eingestellt sein und sich mit anderen Verständigen austauschen, ihre Ansichten mit bedenken.
Und erst wenn man alles kritisch und selbstkritisch untersucht hat und wirklich realitätsgerecht abschätzen kann, ob das, was man vorhat, eher zu Segen und Wohl führt statt zu Unheil und Leiden, dann sollte man die Wahl für das Heilsame treffen.

NB: Ich bin mir bewußt, dass man auch in den Evangelien anderes hört; aber der Grundtenor ist doch, dass man weder eine Beziehung zu Jesus noch zu Gott aufbauen könne, wenn man ihm und seiner Lehre nicht glaubt. Der Buddha dagegen kann gelassen bleiben, wenn jemand einen anderen Weg geht als den von ihm gewiesenen und er droht Andersdenkenden und andere Wege Gehenden nicht mit Hölle, Verdammnis, Zorn Gottes oder dergleichen. So verkündet die heutige liberale Kirche, die weder Fisch noch Fleisch ist, auch nicht mehr, solches findet man derzeitz nur in manchen evangelikalen und natürlich ultrakonservativen katholischen Kreisen; sie kann aber jederzeit solche Töne aus dem Arsenal ihrer verbindlichen Schriften hervorholen wenn es ihr angebracht scheint - und welche Töne die Kirchen anschlagen, wenn sie nicht bloß eine geringe Macht haben und nicht mehr nur eine weltanschauliche Kraft unter anderen sind, das lehrt uns die Kirchengeschichte bestens.

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