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Hier sollen Gedanken zur christlichen Lehre insbesondere in Auseinandersetzung mit der lutherischen Dogmatik von Pieper und der reformatorischen biblischen Dogmatik von Grudem gegeben werden:

CHRISTLICHE DOGMATIK
D. Franz Pieper
umgearbeitet von
D. Dr. J. T. Mueller
Concordia-Seminar
St. Louis, Missouri - 1946

BIBLISCHE DOGMATIK
von Wayne Grudem

Eine Einführung in die
Systematische Theologie

Verlag für Kultur und Wissenschaft
Bonn, 2013


Im Unterschied zu William  MacDonald, der in der Theologie den Unterschied macht zwischen
a) grundlegenden und nicht verhandelbaren,
b) wichtigen, aber nicht grundlegenden Themen und
c) nebensächlichen Angelegenheiten (siehe hier),
teilt Pieper/Mueller die Theologie als Lehre gefaßt so ein:

  • Gesetz und Evangelium
  • Fundamtentale und nichtfundamentale Lehren
  • Primäre und sekundäre Fundamentallehren
  • Nichtfundamentale Lehren
  • Offene Fragen oder theologische Probleme

Friedrich Mildenberger erwähnt Pieper/Mueller in seinem viel genutztem "Grundwissen der Dogmatik" nur einmal, und zwar sehr negativ, ohne wikliche Gründe zu nennen:

"Vgl. die verkrampfte Polemik, die das Schriftprinzip verteidigen möchte, bei F. Pieper / J. Mueller (Missouri- Synode, St. Louis, 1946), S. 84-88 mit den sehr besonnenen Ausführungen des als Biblizist geltenden Martin Kähler (1835-1912) in "Die Wissenschaft der christlichen Lehre...", Neudruck 1966, Z. 47-55, S. 50-58."
3. Auflage, S. 28

und andere gängige Arbeitsbücher oder Einführungen, selbst aus konservativen Kreisen, erwähnen diese Dogmatik erst gar nicht. Was mich bei liberalen Theologen jeglicher Coleur nicht wundert, aber doch bei konsevativ biblisch-reformatorischen, denn ich finde in dieser Dogmatik die lutherische Lehre in Reinformat.


Nun sollte von Anfang klar sein, dass man Pieper/Mueller nicht einordnen kann, indem man hier von konservativ biblisch-reformatorischer Theologie spricht, denn so bezeichnen sich auch Evangelikale verschiedenster Richtung.

In seiner Dogmatik vertritt Dr. Pieper die lutherische Lehre "streng konfessioneller Richtung".
Was damit gemeint ist, sagt der verehrte Verfasser im Vorwort zum zweiten Band, wo er schreibt:
"Eine im rechten Sinn moderne, "auf der Höhe der Zeit stehende" Darstellung der christlichen Lehre muss vornehmlich zwei Merkmale haben.
Erstlich muss sie lediglich an Gottes Wort [der Heiligen Schrift] orientiert sein, und zwar in diesem bestimmten Sinn, dass Gottes Wort ihre einzige Erkenntnisquelle ist. ...
Zum anderen gehört zu einer im rechten Sinn modernen Dogmatik, dass sie zu der "kirchlichen Bewegung" nicht nur der Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart in engste Beziehung tritt.
Damit meine ich dies, dass die Dogmatik, die für alle Zeiten in der Schrift geoffenbarte göttliche Wahrheit im Gegensatz den den menschlichen Irrtümern nicht nur vergangener Zeiten, sondern auch unserer Zeit darzustellen und zu behaupten hat" (S. III f).
Christliche Dogmatik, S. III f. - Hervorhebungen von mir

Es sind der christlichen Dogmatik mithin zwei wesentliche Aufgaben aufgetragen:

  1. Sie hat zu jedem theologischen Thema aufzuzeigen,
    a) was die heilige Schrift als maßgebliche Norm dazu zu sagen hat und
    b) wie diese Befunde in den lutherischen oder reformierten Lehrausdrücken formuliert werden.
  2. Sie hat aufgrund dieser Erkenntnis Stellung zu nehmen
    a) zu den ihr widersprechenden maßgeblichen Theologien der Vergangenheit und
    b) zu den ihr widersprechenden maßgeblichen Theologien der Gegenwart, die bekanntlich weithin vom christlichen Lehrglauben abgedriftet sind.

Um es mit Wayne Grudem zu definieren, dessen Biblische Dogmatik endlich (Juni 2013) auf Deutsch erschienen ist:

Systematische Theologie [Dogmatik] ist jedes Studium, das die Frage beantwortet:
„Was lehrt die Bibel uns heute über jedes denkbare Thema?“
Biblische Dogmatik, S. 27 (meine Hervorhebung)

Weil direkt oder indirekt bestritten wird, dass die heilige Schrift die einzige maßgebliche Erkenntnisquelle zu sein hat (sola scriptura), so gilt es, erst einmal diese grundlegende Wahrheit darzulegen.

Zuvor jedoch finden wir bei Pieper/Mueller wie es in der Dogmatik üblich geworden ist erst einmal eine Darlegung über Wesen und Begriff der Theologie, der wir uns nun zuwenden. De theologia